Executive Summary 25/08

Energiediskurs 2025 in der Villa Gary: Wie realistisch ist das Net – Zero – Ziel für 2045“

Wie gelingt die Transformation der Energiewende?

Die Stimmen, die das Erreichen des Net-Zero-Ziels 2045 für unrealistisch halten, werden zahlreicher. Bereits Ende 2024 hatten der VKU zusammen mit dem DIHK in einer Studie darauf hingewiesen. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des neuen Formats „Energiediskurs 2025 in der Villa Gary“ in Ergänzung der Veranstaltung am 6. Oktober 2025 über die Ergebnisse diskutiert, zu denen der vom BMWK bei EWI und BET in Auftrag gegebene Monitoringbericht gekommen ist, ferner darüber, welche weiteren Schritte daraus abgeleitet werden können und ob die Energiewende womöglich transformiert werden sollte.

Nils Namockel, verantwortlicher Projektleiter beim EWI, legte dar, dass die Erkenntnisse des Gutachtens vor allem durch eine Meta-Analyse ausgewählter vorliegender Studien und Berichte gewonnen wurden. Dabei wurde für den Sektor Strom eine umfassende Bestandsaufnahme zum Stand der Energiewende erarbeitet – mit Blick auf die Themen Strombedarf, Versorgungssicherheit, Stromnetzausbau, erneuerbare Energien, Digitalisierung und Wasserstoff. Diese Ergebnisse zum Stand der Energiewende wurden anschließend in Bezug auf die klimaschutzpolitischen Ziele für die Jahre 2030 und 2045 eingeordnet.

Das zentrale Arbeitsergebnis lautet:

„Szenarien zur Erreichung der Treibhausgasneutralität bis 2045 weichen von beobachteten Trends ab. Trendszenarien hingegen verfehlen dieses Klimaschutzziel der Treibhausgasneutralität bis 2045.“

Weitere Ergebnisse zeigten, dass eine ganzheitliche Betrachtung erforderlich sei und die Kosteneffizienz des Gesamtsystems stärker beachtet werden sollte. Der Ausbau der erneuerbaren Energieanlagen, der Netzausbau im Übertragungs- und Verteilnetz sowie der Ausbau gesicherter Leistung seien weiterhin erforderlich. Ferner sei eine Erhöhung der Flexibilitäten bei Einspeisern und Entnahmen von zentraler Bedeutung. Digitalisierung und intelligente Messsysteme schließlich könnten helfen, den systemischen Nutzen zu steigern und Systemkosten zu reduzieren.

Schließlich wurden Handlungsoptionen für sieben Themenfelder erarbeitet:

  1. Räumliche Koordination verbessern
  2. Flexibilitäten systemdienlich betreiben
  3. Versorgungssicherheit gewährleisten
  4. Erforderlichen Netzausbau ermöglichen
  5. Anreizinstrumente effizient ausgestalten
  6. Netzbedarf bedarfsgerecht planen
  7. Digitalisierung beschleunigen

Bewertungsmaßstab war dabei die Verbesserung der Kosteneffizienz ohne Verschlechterungen in den Bereichen Versorgungssicherheit und Treibhausgasemissionen.

Nils Namockel unterstrich ferner, dass für eine ganzheitliche Betrachtung der Energiepolitik zentrale Aspekte wie Bezahlbarkeit und Preisgünstigkeit, mikro- und makroökonomische Faktoren, die Komplexität des Ordnungsrahmens sowie die Optimierung unter Unsicherheit auf Basis der vorliegenden Studienlage bislang nicht hätten eingeschätzt werden können. Diese Aspekte sollten künftig stärker in den Fokus der Systemanalyse rücken.

Abschließend betonte er, dass die Abwägung zwischen den genannten Handlungsoptionen eine politische Aufgabe darstelle, die in einem auf dem Gutachten basierenden Diskurs erfolgen sollte.

Joachim Schmitz-Brieber, EPICO, verglich ausgewählte Ergebnisse des Monitoringberichts mit einer gemeinsam von EPICO und Aurora erstellten Studie sowie mit der politischen Interpretation des Monitoringberichts (bekannt als „10-Punkte-Plan“ der Bundeswirtschaftsministerin). Er kam zu dem Ergebnis, dass die zehn Punkte nicht so kontrovers seien, wie mitunter dargestellt, sondern nachvollziehbar aus dem Bericht abgeleitet werden könnten. Diskussionsbedarf sieht er insbesondere beim EE-Ausbau, der Förderung kleiner PV-Anlagen und beim Einsatz von CCS im Energiesektor.

Dass die einheitliche Strompreiszone erhalten bleiben soll, hält er politisch für verständlich; allerdings müssten Preissignale dann auf andere Weise im Markt implementiert werden.

Zusammenfassung der anschließenden Diskussion

Bei der Frage, inwieweit der Verlauf der Energiewende korrigiert werden müsse, kamen die Diskutanten zu keiner einheitlichen Antwort. Mit Blick auf die erforderliche Planungssicherheit wurde auf der einen Seite betont, dass es nicht zu Korrekturen kommen sollte. Dem wurde jedoch entgegengehalten, dass unrealistische Ziele die Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Vorgaben beschädigten und zu Fehlsteuerungen führten.  In Anbetracht der Notwendigkeit, dass das Gesamtsystem stärker beachtet und die kritische Infrastruktur resilienter ausgestaltet werden müsse sowie unter Berücksichtigung der inzwischen veränderten Rahmenbedingungen (Ukrainekrieg, wirtschaftliche Rezession etc.) wurde jedoch gefordert, deutliche Korrekturen bei den einzelnen Unterzielen vorzunehmen.

Im Monitoringbericht findet sich die Aussage, dass eine ganzheitliche Betrachtung der Energiewirtschaft zur Hebung von Kosteneffizienzpotenzialen und die Weiterentwicklung der Systementwicklungsstrategie zu Verbesserungen der Energiewende führen würde. Zur Frage, inwiefern die Teilnehmer dieser Aussage zustimmen, gab es generelle Zustimmung. Die konkrete Diskussion darüber hinaus ergab jedoch differenzierte Antworten: Sollte mit ganzheitlicher Betrachtung der Blick über alle Sektoren gemeint sein, wurde dies als erfolgversprechender Ansatz angesehen. Würde der Begriff jedoch als Blick auf das gesamte Bundesgebiet (?) interpretiert, hielt man diese Bewertung für wenig hilfreich. In diesem Fall sei eine dezentrale und regionale Betrachtung sinnvoller, verbunden mit einer stärkeren Nutzung heimischer Ressourcen.

Alle Teilnehmer stimmten darin überein, dass Bezahlbarkeit und Preisgünstigkeit der Energiewende für deren Akzeptanz und Erfolg entscheidend seien. Bereits bei der Frage jedoch, inwiefern erwartet werden könne, dass die Erneuerbaren-Produzenten mehr Verantwortung für das Gesamtsystem übernehmen, um so zur besseren Bezahlbarkeit (?) beizutragen, gab es vereinzelt entschiedenen Widerspruch. Die Mehrzahl der Teilnehmer stimmten darin überein, dass jeder der am Netz Beteiligten 24/7 lieferfähig sein sollte. Wind- und Solarparks-Betreiber sollten sich dementsprechend Verbündete suchen. Die Systemkosten sollten als die entscheidende Größe herangezogen werden. Das politisch gesetzte Ziel „Net – Zero – 2045“ zu erreichen, wurde als wahrscheinlich bewertet. Dass eine zeitliche Streckung aller Maßnahmen die Probleme mildern würde, wurde hingegeben mehrheitlich von allen Beteiligten bejaht. Eine offizielle Zieländerung sollte es dennoch nicht geben, hingegen: eine Entlastung aller beteiligter Branchen durch z.B. Bürokratieabbau und Digitalisierung sowie die Übernahme von finanziellen Risiken durch den Staat.

Die Frage, ob eine 55 Jahre gewährte EE-Förderung in Summe nicht ausreichend sei, um die Förderung auslaufen zu lassen und von den Erneuerbaren zu erwarten, dass sie ihr Geld am Markt verdienten, wurde im Prinzip bejaht – allerdings unter der Randbedingung, dass die Politik die marktlichen Rahmenbedingungen, insbesondere den CO2-Preis, entsprechend anpasse.

Die Mehrzahl der Teilnehmer zeigte sich zuversichtlich, dass die Bundesregierung die Kraft finden werde, auf der Grundlage der im Monitoringbericht formulierten Empfehlungen die notwendigen Reformen durchzuführen.

Wir danken den Vortragenden des Workshops – Nils Namockel und Joachim Schmitz-Brieber – herzlich für ihre Vorträge und allen Teilnehmern für ihre Beiträge zur Diskussion. Die Präsentationen werden in Kürze auf der Website (Presse/Publikationen) zum Download zur Verfügung stehen.

Schließlich wurden Handlungsoptionen für sieben Themenfelder erarbeitet:

  1. Räumliche Koordination verbessern
  2. Flexibilitäten systemdienlich betreiben
  3. Versorgungssicherheit gewährleisten
  4. Erforderlichen Netzausbau ermöglichen
  5. Anreizinstrumente effizient ausgestalten
  6. Netzbedarf bedarfsgerecht planen
  7. Digitalisierung beschleunigen

Bewertungsmaßstab war dabei die Verbesserung der Kosteneffizienz ohne Verschlechterungen in den Bereichen Versorgungssicherheit und Treibhausgasemissionen.

 Namockel unterstrich ferner, dass für eine ganzheitliche Betrachtung der Energiepolitik zentrale Aspekte wie Bezahlbarkeit und Preisgünstigkeit, mikro- und makroökonomische Faktoren, die Komplexität des Ordnungsrahmens sowie die Optimierung unter Unsicherheit auf Basis der vorliegenden Studienlage bislang nicht hätten eingeschätzt werden können. Diese Aspekte sollten künftig stärker in den Fokus der Systemanalyse rücken.

Abschließend betonte er, dass die Abwägung zwischen den genannten Handlungsoptionen eine politische Aufgabe darstelle, die in einem auf dem Gutachten basierenden Diskurs erfolgen sollte.

Joachim Schmitz-Brieber, EPICO, verglich ausgewählte Ergebnisse des Monitoringberichts mit einer gemeinsam von EPICO und Aurora erstellten Studie sowie mit der politischen Interpretation des Monitoringberichts (bekannt als „10-Punkte-Plan“ der Bundeswirtschaftsministerin). Er kam zu dem Ergebnis, dass die zehn Punkte nicht so kontrovers seien, wie mitunter dargestellt, sondern nachvollziehbar aus dem Bericht abgeleitet werden könnten. Diskussionsbedarf sieht er insbesondere beim EE-Ausbau, der Förderung kleiner PV-Anlagen und beim Einsatz von CCS im Energiesektor.

Dass die einheitliche Strompreiszone erhalten bleiben soll, hält er politisch für verständlich; allerdings müssten Preissignale dann auf andere Weise im Markt implementiert werden.

Zusammenfassung der anschließenden Diskussion

Alle Teilnehmer stimmten darin überein, dass Bezahlbarkeit und Preisgünstigkeit der Energiewende für deren Akzeptanz und Erfolg entscheidend seien. Bereits bei der Frage jedoch, inwiefern erwartet werden könne, dass die Erneuerbaren-Produzenten mehr Verantwortung für das Gesamtsystem übernehmen, um so zur besseren Bezahlbarkeit (?) beizutragen, gab es vereinzelt entschiedenen Widerspruch. Die Mehrzahl der Teilnehmer stimmten darin überein, dass jeder der am Netz Beteiligten 24/7 lieferfähig sein sollte. Wind- und Solarparks-Betreiber sollten sich dementsprechend Verbündete suchen. Die Systemkosten sollten als die entscheidende Größe herangezogen werden. Das politisch gesetzte Ziel „Net – Zero – 2045“ zu erreichen, wurde als wahrscheinlich bewertet. Dass eine zeitliche Streckung aller Maßnahmen die Probleme mildern würde, wurde hingegeben mehrheitlich von allen Beteiligten bejaht. Eine offizielle Zieländerung sollte es dennoch nicht geben, hingegen: eine Entlastung aller beteiligter Branchen durch z.B. Bürokratieabbau und Digitalisierung sowie die Übernahme von finanziellen Risiken durch den Staat.

Die Frage, ob eine 55 Jahre gewährte EE-Förderung in Summe nicht ausreichend sei, um die Förderung auslaufen zu lassen und von den Erneuerbaren zu erwarten, dass sie ihr Geld am Markt verdienten, wurde im Prinzip bejaht – allerdings unter der Randbedingung, dass die Politik die marktlichen Rahmenbedingungen, insbesondere den CO2-Preis, entsprechend anpasse

Die Mehrzahl der Teilnehmer zeigte sich zuversichtlich, dass die Bundesregierung die Kraft finden werde, auf der Grundlage der im Monitoringbericht formulierten Empfehlungen die notwendigen Reformen durchzuführen

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